gebloggt from Berlin
Gestern fühlte ich mich wie in Italien. Ich komme nachts nach Hause (nein, nicht typisch Caliente, also eigentlich schon, aber in diesem Fall das erste Mal seit genau 4 Wochen) und verfolge aus Versehen einen Typen von der S-Bahn bis zu meinem Eingangstor. Er schließt auf und ich hüpfe wie eine Gazelle hinter ihm rein. Anschließend geht er genau zu der Tür der drei Häuser, die meine ist. Diesmal findet er den richtigen Schlüssel nicht, ich helfe aus, und wir wechseln ein paar Worte. Während wir Treppen steigen, führen wir also ein Kennlerngespräch…bis zur gleichen Etage. Wir sind Nachbarn.
Für mich zählen diese kleinen Momente. Ich mag den Kontakt zu Menschen. Das wird es in nicht nur in Italien geben, sagt Ihr. Mag sein, aber Berlin ist eine anonyme Stadt. Und wenn man selbst Berliner ist, verschließt man sich häufig fremden Menschen gegenüber. Da aktiviert die Berliner Luft irgendeinen Automatismus. Jedenfalls kenne ich jetzt meinen Nachbarn (auf die Studenten über mir bin ich schon letzte Woche gestoßen) und überlege nun, wie ich weiterhin skrupellos laute Musik hören kann.
Auch heute durfte ich zwischen Unibesuch und Magisterarbeit Glückseligkeit verspüren:
Setzt sich ein Austauschstudent im Seminar neben mich, schaut mich eine Weile von der Seite an und stellt schließlich die Frage aller Fragen:
„Sei italiana?“.
„Perché?“
„Perché non sembri tedesca.“
Strike!
Nudeln, reife Strauchtomaten, frischer Parmesan, frisches Basilikum und Steinpilzöl.
Ich öffne das Fenster in meinem Zimmer, das rechte, weil ich an dieses leichter herankomme, und mache mich auf den Weg zum Supermarkt. Schönes Wetter draußen, ich genieße die kleine Auszeit in vollen Zügen. Erledige meinen Einkauf und…und verlaufe mich auf dem Heimweg. Es ist ja nicht so, dass ich in diesem Bezirk schon mal ein Jahr gewohnt hätte, nur eine Minute von meiner jetzigen Wohnung entfernt…nein nein. Ich strolche also irgendwo durch Berlin und höre auf einmal nur noch italienische und spanische Stimmen auf der Straße. Wo zum Teufel bin ich? Trotz kleiner Orientierungsschwierigkeiten arbeite ich mich schnell aus dem Labyrinth heraus. Zuhause angekommen ist das linke Fenster geöffnet, nicht das rechte.
„Schönen guten Tag, ich habe seit zwei Tagen einen steifen Hals. Bin ich hier beim Orthopäden richtig?“
„Ja.“
„Schön. Könnte ich heute irgendwie dazwischen geschoben werden?“
„Tut mir leid, wir sind voll. Versuchen Sie es doch einfach nächste Woche.“
Was’n das für’n Scheiß?
Normalerweise geht der Schmerz sowieso von allein weg. Man muss nur ein paar Tage Geduld haben. Da sich bei mir bisher nicht die geringste Besserung eingestellt hat, wollte ich sicher gehen, dass ich mir nichts angeknackst habe. Seit wann schickt man Menschen mit gebrochenen Knochen, in diesem Fall mit angebrochenem Genick, wieder nach Hause?
Möglichkeit zwei: Ich bin kein Student mit freier Zeiteinteilung, sondern ein normaler Angestellter, der mit diesen Schmerzen einfach nicht auf Arbeit kann. Deshalb geht er zum Arzt. Und dort wird ihm gesagt, er solle nächste Woche wiederkommen. Hallo? Abgesehen davon, dass die Schmerzen bis dahin vermutlich nachlassen werden, wie erklärt er seinem Arbeitgeber den Tag des Fehlens? Ein Attest hat er ja nicht bekommen.
Ich grüble über diese Welt. Aber meinen Kopf schüttle ich nicht. Geht nicht.
Wohngemeinschaft, die sechste.
Edit: Geheimrezepte gegen einen verrenkten Hals? Fühl mich derzeit um 80 Jahre gealtert...
Ist es gut oder schlecht, dass ich mich Dir nur dann seelisch nah fühle, wenn wir uns auch räumlich nahe sind?
Die Vernunft schreit danach es negativ zu bewerten, doch die Hormone und das Herz erfreuen sich an der Sehnsucht, die dadurch ausgelöst wird.
Alles wie vor zwei Jahren. Kein einziger Funke des Kribbelns ist verloren gegangen.
caliente_in_berlin - April 28, 17:44
(…)
Caliente:
isses nur unlust oder gehts dir nicht gut?
Freundin x:
beides würde ich sagen
unlust kommt wohl daher dasses es mir nicht so dufte geht
mach mir ja auch schon so viele gedanken über die zeit nachm studium
ist ja alles so ungewiss und ich will endlich nicht mehr meine eltern finanziell so belasten
sie machens gerne, aber nachm studium will ich schnell was finden
Caliente:
unlust und gedanken versteh ich. da hab ich diesmal glück...werd nicht hyperglücklich sein zuhaus, aber freu mich auch irgendwie auf euch und die stadt und mit der vorfreude auf madrid nachm studium geht das dann alles
aber das finazielle is für mich auch ganz schlimm. find kein job, aber kann mir mein zimmer gar nicht leisten
Freundin x:
ja, das ist doch irgendwie kacke
naja, wir machen das schon irgendwie
wenn nicht suchen wa uns ne brücke
Caliente:
geht nicht...hab nen mietsvertrag
mist
Freundin x:
na tolle wurst
Caliente:
und nu? aufn strich gehen?
Freundin x:
ist wohl die beste möglichkeit schnell an knete zu kommen
oder wir werden puffmuttis
Caliente:
ich glaub, da muss man sich hocharbeiten
Freundin x:
mmh
mist
ej
was solln der scheiss? oder wir versuchens ohne hocharbeiten; gleich so ne kette: mcpuff oder so
Caliente:
kann das dein gewissen verantworten?
Freundin x:
ach ditt hab ick nich mehr
Caliente:
jut, dann schlag ein, sister
caliente_in_berlin - April 22, 11:44
In Madrid hatte ich keine Waage. Tagelang hob ich abwechselnd Koffer und Tasche und schätzte. Auf keinen Fall wollte ich Übergepäck zahlen. Das wären nämlich 7,50 Euro pro Kilogramm. Also durften 20 kg nicht überschritten werden. In einer letzten Panikattacke räumte ich ein paar Sachen aus und legte diese (heimlich) zu den zahlreichen Paar Sommerschuhen, die bereits den Weg in den Schrank des Señorito gefunden hatten. Mal sehen, wann er es merkt. *g*
Am Flughafen war die Überraschung dann groß. Exakt 19,5 kg. Meine Begleiterin und ich klatschten ab, begannen eine Freudentanz und führten uns wie Kleinkinder auf. Grob wurden wir aus dieser Ekstase gerissen. Zwei Gepäckstücke seien nicht möglich für eine Person.
Ich bin zwar schon öfters so gereist, aber diskutieren wollte ich nicht. Ich nahm cool mein Gepäck, verzog mich in eine stille Ecke und quetschte alles irgendwie in den einen Koffer und das Handgepäck. (Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.) Und tadaaa…es passte genau. Ich weiß zwar nicht, wo der Unterschied liegt, ob ich 19,5 kg auf zwei Taschen verteile oder in einer habe, aber letztendlich konnte es mir egal sein.
Dieser Vorfall war dann jedoch schnell vergessen, weil etwas wesentlich suspekteres geschah. Wir durften nicht pünktlich starten, weil die Schadstoffbelastung im Flughafenbereich zu hoch war. Wir müssten nur 15 Minuten warten, dann wäre wieder alles in Ordnung. Ja klar! Zur verspäteten Abhebezeit gab es dann einen ordentlichen Stau auf der Startbahn. Immer mal was neues. Belebt bekanntlich das Leben.
caliente_in_berlin - April 15, 17:14
caliente_in_berlin - April 13, 17:51