gebloggt from Berlin
Figlio del sole nenne ich ihn häufig. Hier mal wieder der Beweis. Während mich seit vielen Jahren unübertriebenerweise das schlechte Wetter begleitet und Orte, die ich verlasse, plötzlich unter blaustem Himmel stehen, drehte sich diesmal alles um. Regen war angesagt. Auch der Ausgewählte brachte Schirm und wetterfeste Sachen mit. Doch es gab keinen einzigen Tropfen. Nichts, niente, nada. Größte Hitze und strahlendster Sonnenschein. Dafür Regen in der Heimat, die ich in gefühltem Hochsommer verließ. Troppo bello.

Montag, 18.06.2007
Konzert:
La Vela Puerca (aus Uruguay)
Wann: 20 Uhr
Wo: im
SO36 (Kreuzberg)
Preis: VVK 12 Euro, AK 15 Euro
Edit: Es war
DE PUTA MADRE!
engl. not = dt. nicht
dt. Aufnahme = dt. Fachsprache Hospitalisierung
Nachdem ich eine Stunde mehr oder weniger bewusstlos war, kam ich langsam zu mir. Ich verweilte noch ein bisschen im Ruhezustand, doch dann wurde ich unruhig und begann mich zu bewegen. Als ich entschied, meine Familie zu benachrichtigen, griff ich also zum Handy. Als dass eine Schwester sah, kam sie herbeigeeilt, fragte mich, ob ich sitzen könne und verfrachtete mich auf einen Stuhl. Das war der erste Kontakt mit dem Personal (an den ich mich erinnere).
Dort saß ich eine weitere Stunde bis mich ein Pfleger fragte, zu wem ich gehöre. Ich meinte, dass ich abgeklappt bin und eingeliefert wurde. "Ach, in welchem Zimmer lagen Sie denn"? "In keinem, ich lag im Gang". Das "Sie sind ca. 30 mal an mir vorbeigelaufen" schluckte ich runter. "Wie ist denn Ihr Name?" "Wurde Ihr Blutdruck schon gemessen?" Meinerseits nur Kopfschütteln.
Eine halbe Stunde später fasste ich mir ein Herz und sprach eine freundlich aussehende Schwester an, mit welchen Wartezeiten man denn rechnen müsse. Ich wüsste, dass sie viel zu tun haben, aber ich sei nun auch schon einige Stunden da und käme mir etwas verloren vor, weil mir niemand etwas sagt und ich nicht mal wüsste in welchem Krankenhaus ich sei. Ihre Antwort kam überaus freundlich: "Sie haben doch vorhin wie eine Wilde telefoniert, Ihnen geht’s gut, jetzt sind erstmal zwei Notfälle eingeliefert worden."
Ich wusste, dass ich kein Notfall (mehr) war. Ich wollte nur mit jemandem reden. Ich kämpfte mit den Tränen. In solchen Situationen merkt man, dass der Mensch doch nur allein ist.
engl. not = dt. nicht
dt. Aufnahme = dt. Fachsprache Hospitalisierung
"Jetzt wissen Sie Bescheid", sagte der Rettungshelfer, "wenn Sie Langeweile haben, rufen Sie einfach 112."
Was er damit meinte?
Gestern gegen 13.30 Uhr sammelte mich genau dieser Rettungshelfer ohnmächtig ein und brachte mich in ein Krankenhaus.
Circa zwei Stunden später lieferten er und seine Crew den nächsten Notfall ein. Ich war inzwischen wach, lag aber immer noch auf der Liege im Gang, also mitten im Weg, so dass der Helfer über mich stolperte und sich noch einmal bei (meinem) Bewusstsein vorstellte. (Im Krankenwagen hatte ich ihn maximal angeschielt, wenn ich eine gute Phase hatte.)
"So, wat haben Se denn nun eigentlich?"
"Keine Ahnung, ich lag hier noch circa eine Stunde im Dämmerzustand, aber jetzt geht’s mir besser und ich will nach Hause."
"Aba", er schaut auf den Pulsmesser am Finger, "ick sehe, Sie wurden bereits untersucht."
"Nicht wirklich. Der wurde nur angeschlossen aber seit dem ist nichts mehr passiert."
Wieder zwei Stunden später, ich saß hing inzwischen auf einem Stuhl, weil die Liege für weitere Notfälle gebraucht wurde, kam "meine" Rettungscrew erneut.
"Ach, jetzt ham Se och wieda Farbe im Jesicht. Ihnen jeht’s besser, oda? Haben Se een Schmerzmittel bekommen?"
"Ja, ich bin bei Bewusstsein, das Kribbeln ist weg und ich kann mich wieder bewegen. Die Schmerzen sind auch nicht mehr akut, aber Schmerzmittel? Ich wurde noch gar nicht untersucht."
Wieder eine Stunde später, wieder "meine" Crew. Ich hatte inzwischen zumindest eine Untersuchung Befragung hinter mir, musste nun aber auf die Fachärztin warten. Der Rettungshelfer, davon überzeugt, dass ich nur auf Angehörige warten würde, die mich nach Hause begleiten, zeigte sich sichtlich erstaunt (als ob er die Zustände in der Rettungsstelle nicht kennen würde), dass ich immer noch nicht richtig versorgt wurde.
Genau deshalb gehe ich ungern zu Ärzten. Ich vertraue Ihnen nicht. Auch gestern wollte ich nicht. Ich hatte zu der Angestellten im Supermarkt nur gesagt: "Ich glaube, ich kippe gleich um", bevor ich theatralisch in ihre Arme sank. Ich habe sie nicht gebeten, den Rettungsdienst zu rufen.
Der Auserwählte ist mit meinem Virus infiziert. Am Wochenende begab er sich für einen Junggesellenabschied nach Cadiz und traf dort auf einen Spanier, den er vor ca. einem Jahr in Berlin kennen gelernt hat, als dieser an diesem Wochenende fünfjähriges Erasmustreffen hatte. Er ist der Freund einer Freundin, deshalb sind wir in den paar Tagen auf ihn gestoßen.
Aber trotzdem…die zwei fahren ein paar Tage nach Berlin, lernen sich genau da kennen und verbringen ein Jahr später ein Wochenende in Cádiz, wo sie sich erneut treffen. Mir hat hätte das mal wieder fast die Sprache verschlagen.
Die anschließenden Zweifel. Und die Zweifel an den Zweifeln.
Sind es echte Zweifel? (Ver)Zweifle ich an ihm als Person, an uns als Beziehung oder an den Umständen allgemein?
Jedes Mal Vorfreude. Dann Telefonat. Anschließend Leeregefühl, manchmal Tränen. Blöde vierstellige Kilometerzahl.
Cali und ihr Deutsch: „Ich sehe aus wie der Tod auf Laichen.“
Ich finde es ganz grandios, dass sich mein Laptop ausgerechnet in diesen Tagen bereits nach zwei Stunden überheizt und so laut rumschnauft, dass ich mich lärmbedingt kaum konzentrieren kann und mich eine Panikattacke nach der anderen packt, gleich in die Luft zu fliegen.
Hoffentlich fliege ich dann bis Madrid.